Ausbildung & Co. Niederrhein Nord ,,To-dos" vor der Bewerbung

Ob man schon seinen zukünftigen Beruf klar vor Augen hat oder noch unentschlossen ist - zur Berufsorientierung gehört es auch, seine Vorstellungen zu überprüfen und mehr Einblicke zu bekommen. Von Brigitte Bonder 

Foto: Gettylmages/BrianAJackson

Im Leben eines Jugendlichen gibt es Vieles, das aufregender und wichtiger erscheint als die Frage ,,Was mache ich nach der Schule?". Wer sich jedoch frühzeitig mit dem Thema beschäftigt, ist klar im Vorteil und steht nicht mit dem Abschlusszeugnis in der Hand ratlos da.

BERUFLICHE ORIENTIERUNGSANGEBOTE NUTZEN

Eine frühzeitige Berufsorientierung ist der Garant für den erfolgreichen Start in das Berufsleben. Schon ab der achten Klasse bieten die Berufsberater ihre Unterstützung bei der Berufswahlorientierung in den Schulen an. Dabei geht es im ersten Schritt darum, dass sich die Schüler ihrer eigenen Interessen und Fähigkeiten bewusst werden. Hilfreich sind Fragen wie: Was will ich? Woran habe ich Interesse? Wo liegen meine Stärken? Auch wenn der junge Mensch es in der Phase der ,,Abnabelung" nicht wahrhaben will: Eltern kennen ihre Kinder oft am besten und sind bei der Berufswahl nach wie vor die wichtigsten Ratgeber. Es lohnt sich, im Gespräch zu bleiben, aber auch andere Meinungen einzuholen: Was schätzen meine Freunde an mir? Welche Tipps haben meine Lehrer?

In den Schulen startet die systematische berufliche Orientierung mit Potenzialanalysen. Hier gibt es erste Hinweise, in welche Richtung es gehen könnte. Interessant ist auch ein Online-Test wie ,,Check-U" der Arbeitsagentur. Dieser kann Aufschluss darüber geben, welcher Beruf zu den eigenen Interessen passt.

PRAKTIKA ABSOLVIEREN

In den Praxisphasen mit Berufsfelderkundungen und Betriebspraktikum in den Klassen 9, 10 oder 11 sollten Schüler möglichst viel ausprobieren und verschiedene Bereiche kennenlernen. Sinnvoll kann auch ein freiwilliges Praktikum in den Ferien sein. Dabei Eigeninitiative zu beweisen und selbst nach einer Praktikumsstelle zu suchen, bringt deutlich mehr, als sich über Eltern oder Lehrer einen Platz besorgen zu lassen. Die Betriebe kennenzulernen, die Atmosphäre zu schnuppern und den Arbeitsalltag zu erleben - all das hilft bei der Berufswahlentscheidung sehr. Außerdem ist später ein Praktikum der beste Weg, den zukünftigen Beruf und Betrieb kennenzulernen.

AUSBILDUNG ODER STUDIUM?

Wer noch zwischen Ausbildung und Studium schwankt, kann verschiedene Beratungsangebote in Anspruch nehmen. So bietet beispielsweise die Handwerkskammer Düsseldorf in vielfältigen Formaten Gespräche an, um die Möglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen aufzuzeigen. Es gibt Sprechstunden für Abiturienten oder für Eltern, interessant ist auch der „Sazubi". An jedem letzten Samstagvormittag im Monat dreht sich alles rund um das Thema Ausbildung samt Bewerbungstipps und Informationen zu Karrierechancen. Auch die Berufsberater der Arbeitsagentur stehen während der gesamten Zeit den Berufseinsteigern mit Beratung und Know-how zur Verfügung.

KONKRETE RECHERCHE NACH UNTERNEHMEN

Zeitlich gesehen sollten junge Menschen mit der konkreten Ausbildungsplatzsuche möglichst zu Beginn des letzten Schuljahres starten und sich dann auf passende Stellen bewerben. Wer sich für einen Beruf entschieden hat, recherchiert zunächst, welche Unternehmen entsprechende Ausbildungsplätze anbieten. Wichtige Fragen sind: Erfülle ich die gewünschten Voraussetzungen? Wann ist die Bewerbungsfrist? Von Vorteil ist es, sich nicht auf einen Beruf und eine Firma festzulegen, sondern einen ,,Plan B" in der Tasche zu haben. Auch hier sollte man sich im Kreis vertrauter Personen beraten und zudem auch die regionalen Beratungsangebote in Anspruch nehmen, zum Beispiel von den Arbeitsagenturen und den Kammern.

BEWERBUNGSTIPP UND AUSBILDUNGSVERMITTLUNG

Ist die Entscheidung für eine Ausbildung und konkrete Unternehmen gefallen, steht die Bewerbung an. Schüler können sich dazu beispielsweise bei den Kammern Bewerbungstipps holen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich durch die Experten der ,,Passgenauen Besetzung" individuell beraten zu lassen. Sie vermitteln gezielt zwischen Ausbildungsplatzsuchenden und Betrieben, checken Bewerbungsunterlagen und leiten sie weiter. Azubi-Speed-Datings bieten eine unkomplizierte Möglichkeit, schnell an den begehrten Ausbildungsplatz zu kommen.

Grundsätzlich sind die Zeiten für potenzielle Azubis günstig. Es gibt genügend freie Lehrstellen, viele Betriebe suchen händeringend nach Nachwuchs. Die Kammern reagieren mit zusätzlichen Aktivitäten auf die erschwerten Bedingungen der Kontaktaufnahme zwischen Jugendlichen, Unternehmen und Schulen während der letzten beiden Pandemie-Jahre. Wichtige Botschaft an alle, die für dieses Jahr auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind: Es ist auch jetzt noch nicht zu spät, denn viele Unternehmen haben noch freie Ausbildungsstellen. Immer öfter werden Ausbildungsplätze sogar noch nach offiziellem Ausbildungsbeginn angetreten. Sollten Jugendliche einmal ,,spät dran" sein mit der Entscheidung für ihren Beruf, ist auch ,,last minute" die Chance auf einen guten Start in die Ausbildung gewahrt.

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