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Bauen & Wohnen Möbel zeigen nun ihre Kurven

Das Cocooning wird neu interpretiert.

Farben machen mehr Spaß: Verspieltere Möbel kommen laut Einrichtungsexperten in Trend. FOTO: DPA

Wie sieht Freude aus? Ein Bad mit Bällen, fröhlich tanzende Menschen, ein herzhaftes Lachen des Gegenübers. Gute Laune überträgt sich, und auch die Wohnungseinrichtung kann ein Faktor sein, wenn Menschen positiv gestimmt sind. Oder es sein möchten und eine optimistische, fröhliche Atmosphäre schaffen wollen. Das ist einer der Einrichtungstrends. Viel mehr Möbel sind nun oval bis rund, selbst die Linien der Kastenmöbel oft geschwungen. „Denn wenn ich froh bin, wenn ich lustig bin, wenn ich Spaß habe – das passt nicht zu kantigen, rechteckigen Möbeln und strengen Farben“, sagt Markus Majerus, Sprecher der Koelnmesse. 

Die Trendanalysten der Kölner Einrichtungsmesse interpretieren diese Entwicklung mit einem Stimmungswandel in Teilen der Gesellschaft. „Wir leben seit Jahren mit vielen negativen Nachrichten, wir werden gar überschüttet mit Horrornachrichten wie Corona und Krieg“, so Majerus. „Deshalb ist unser Zuhause zum Zufluchtsort geworden.“ 

Das bleibe es weiterhin – aber mit anderem Blick auf die Dinge. Der IMM-Sprecher: „Wir wollen uns nicht permanent das Leben madig machen. Wir wollen wieder fröhlich sein. Der Trend des Cocoonings wird daher neu interpretiert.“ Der Begriff Cocooning steht für den Rückzug in die eigenen vier Wände – wie Raupen vieler Falter einen Kokon um sich weben und die Außenwelt draußen lassen. Das Zuhause wird besonders schön und gemütlich gemacht. „Zu Corona-Zeiten haben wir das gebraucht, um uns dem Stress zu entziehen“, erläutert Majerus. 

Dieser Wunsch nach einer Wohlfühlatmosphäre bleibe. „Aber wir wollen uns zu Hause nicht wegschließen. Wir wollen morgens in einer schönen Wohnung aufstehen und gute Laune bekommen – und diese mit nach draußen tragen.“ 

In einer extremen Ausprägung dieser Entwicklung „gestalten Erwachsene ihr Zuhause ein wenig wie ein Kinderzimmer, verspielt und lieblich“, sagt die Trendanalystin Ursula Geismann. Kinder- oder Kidscore nennt sich dieser Trend. „Auch das Memphis-Design der 80er sowie die Popkultur der 70er Jahre kommen derzeit zurück.“ In anderen Worten: grell, ungewöhnlich, manchmal gar krass. 

Die runden Formen nehmen noch mal zu, und es gibt etwas mehr Farbe. Majerus spricht von Hellviolett, Blau und Rostfarben. Trendforscherin Kaiser entdeckt unter den Neuvorstellungen vieles in Terrakotta-, Rost- und Curryfarben. „Und vor allem: angegraute und olivige Grüntöne.“ Aber die Farbigkeit kommt laut Kaiser nicht im Rundumschlag zurück – wir wohnen also nicht in der Villa Kunterbunt, es sei denn natürlich, man folgt etwas mehr dem Trend zum Kindercore. SIMONE A. MAYER

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