Genau 151 Mal wird in der Bibel das Wort „Licht“ erwähnt. Nicht verwunderlich, denn ein Leben ohne Licht ist nicht möglich. Wenn nach den Wintermonaten die Tage endlich merklich länger und damit heller werden, spüren auch die modernen, mit genügend Elektrizität ausgestatteten Menschen die Bedeutung des Tages- und Sonnenlichtes für ihr Wohlbefinden. In der Bibel steht der Begriff Licht immer auch symbolisch für Christus‘ Bedeutung für die Gläubigen als lebensbejahende Gestalt. Das Wort „Kerze“ allerdings sucht man vergeblich in den Bibeltexten. Licht wurde erzeugt, indem eine Öllampe angezündet wurde. Zwar kannte man Wachskerzen mit Docht schon in vorchristlicher Zeit, aber sie kamen erst im zweiten Jahrhundert ins Römische Reich, wo sie dann langsam die Öllampen ersetzten.
Ostern ist ein Fest, das von Ritualen geprägt ist
Am 31. März ist Ostersonntag. Dann brennen in allen christlichen Kirchen die neuen, in der Osternachtsfeier entzündeten Osterkerzen – viele Familien nehmen eine Kerze, die von der Osterkerze angezündet wurde, mit nach Hause, um sie dort weiterbrennen zu lassen. Ostern ist ein Fest, das von zahlreichen Ritualen geprägt ist. Zu diesen gehört, dass die Osterkerze, wo es möglich ist, an einem geweihten Osterfeuer angezündet wird. Bei der Osterkerze handelt es sich in der Regel um eine sehr hohe Kerze, schließlich muss sie bis Pfingsten in den Gottesdiensten sowie bei den Tauffeiern des gesamten Jahres bis zum nächsten Osterfest brennen (wo sie der Kerze des Täuflings das Licht spendet). Das Licht der Osterkerze wiederum wird in der Osternachtfeier an die Kerzen im Kirchenraum verteilt – ein starkes Symbol für ein Licht, das sich aus einer Quelle heraus im Raum und im Alltag verteilt. Ein starkes Symbol für das Leben.
Alpha und Omega symbolisieren den Anfang und das Ende des Lebens
Jede Osterkerze in den Kirchen ist traditionell mit einigen gleichbleibenden Symbolen dekoriert: Das Kreuz mit den vier Wachsnägeln symbolisiert den Tod Jesu. Der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, Alpha und Omega, symbolisieren den Anfang und das Ende des Lebens. Die aktuelle Jahreszahl gehört auch auf die Kerze. Das sind die grundlegenden Symbole, die eine Osterkerze zieren. Die darüber hinausgehende Gestaltung ist frei: Es gibt Osterkerzen, die mit einem Zweig – auch dieser ein Symbol des Lebens – geschmückt sind. Der Regenbogen als alttestamentarisches Zeichen für die Verbundenheit Gottes mit den Menschen taucht auf. Gelegentlich auch eine Taube oder das Symbol für Wasser. In vielen Gemeinden sind Kinder eingeladen, ihre eigene Kerze zu gestalten und sich auf diese Weise mit der Bedeutung des Osterfestes auseinanderzusetzen.
Übrigens: Das Datum des Osterfestes ist variabel. Festgelegt wurde, dass der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Der früheste Ostersonntagstermin ist damit der 22. März, der späteste der 25. April.
SIGRID BLOMEN-RADERMACHER
