Es muss nicht immer die klassische Bankfinanzierung sein: Gerade Start-ups und innovative mittelständische Unternehmen auf Wachstumskurs schauen zunehmend auf alternative Finanzierungsformen. Dazu gehört beispielsweise Venture Capital. „Das ist eine Form der Finanzierung, bei der Investoren Kapital in junge, vielversprechende Unternehmen investieren, die ein hohes Wachstumspotenzial haben. Venture Capitalists investieren oft in den frühen Stadien eines Unternehmens, wenn es noch keine stabilen Umsätze oder nachweislich funktionierende Geschäftsmodelle gibt, jedoch zum Beispiel eine vielversprechende neue Technologie. Venture Capital wird auch als Wagniskapital oder Risikokapital bezeichnet und meint in der Regel außerbörsliches Beteiligungskapital, das in Form von haftendem Eigenkapital bereitgestellt wird“, sagt Dr. Sonja Keppler, Professorin für Entrepreneurship und Innovationsmanagement an der privaten Allensbach Hochschule mit einem Forschungsschwerpunkt auf Venture Capital und Private Equity.
Sie betont auch die wachsende Bedeutung dieser Risikokapitalgeber für die Geschäftsentwicklung vieler Firmen. „Die Entwicklung von Start-ups und innovativen Unternehmen ist mit großer Unsicherheit behaftet und viele dieser Firmen scheitern. Daher haben Gründer und Unternehmer häufiger Schwierigkeiten als etablierte Unternehmen, eine klassische Bankfinanzierung zu erhalten, es sei denn, es sind entsprechende Sicherheiten vorhanden. Venture Capitalists sind bereit, dieses Risiko einzugehen, wenn sie entsprechende Erfolgschancen sehen. Das ist ein großer Mehrwert.“
Damit so viele Start-ups und innovative mittelständische Unternehmen wie möglich von dieser Finanzierungsmöglichkeit profitieren können, haben der Bund und die KfW das Förderprogramm „RegioInnoGrowth“ als weiteren Baustein des Zukunftsfonds beschlossen. Es soll Firmen, die in der Regel nicht im Fokus von Venture Capital-Fonds stehen, mit Eigenkapital und Eigenkapital-ähnlichen Mitteln bei der Finanzierung ihres Wachstums unterstützen. Die Bundesregierung setzt damit eine weitere, in ihrer 2022 beschlossenen Startup-Strategie genannten Maßnahme zur Stärkung innovativer Unternehmen um und ergänzt die Förderung Zukunftstechnologien von unter dem Zukunftsfonds.
Hierfür stellt der Bund aus dem Zukunftsfonds und dem ERP-Sondervermögen bis zu 450 Millionen Euro bereit. Der Ansatz von „RegioInnoGrowth“ ermöglicht durch eine Kooperation mit den Landesförderinstituten regional passgenaue Finanzierungslösungen. Unternehmen können jeweils bis zu fünf Millionen Euro erhalten, die zum Beispiel in Form von Mezzanine-Kapital oder Nachrangdarlehen vergeben werden. „RegioInnoGrowth“ soll durch eine Kooperation mit den Landesförderinstituten regional passgenaue Finanzierungslösungen ermöglichen. Dabei ist auch die Einbindung von privaten Investoren wie Business Angels oder Family Offices möglich. Der Bund übernimmt laut offizieller Mitteilung bis zu 70 Prozent der Risiken, die übrigen Anteile liegen bei den Ländern und gegebenenfalls privaten Investoren.
Der Verband Business Angels Deutschland e.V. (BAND) schreibt dazu: „Bei der Ausgestaltung der Programme sind die Länder sehr frei. Möglich sind stille und offene Beteiligungen, Wandel- und Nachrangdarlehen.“ Der Verband forderte bereits im Frühjahr die Schaffung einer Plattform, auf der die wichtigsten Parameter der Programme übersichtlich dargestellt sind. Das würde für Start-ups und Kapitalgeber einen besseren Überblick über die verschiedenen Angebote der Bundesländer schaffen.
Für Entrepreneurship-Professorin Sonja Keppler ist das neue Programm eine gute Entwicklung. „Deutschland muss alles daransetzen, als Gründungs- und Wachstumsstandort attraktiv zu werden und zu bleiben. Sonst besteht das Risiko, dass innovative Unternehmen ins Ausland abwandern und viel wichtiges Know-how verloren geht. Die Förderung mit Eigenkapital und Eigenkapital-ähnlichen Mitteln zur Wachstumsfinanzierung ist ein erster Schritt. Die grundsätzliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen ist ebenfalls anzuraten, um eine Abwanderung zu verhindern.“
VON PATRICK PETERS