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MITTELSTANDSFINANZIERUNG Finanzierungsalternativen gesucht

Wirtschaftliche Abkühlung und Inflation erschweren es Firmen, sich über die Hausbank zu finanzieren. Doch es gibt Wege, sich von den Geldinstituten unabhängiger zu machen.

Eine Möglichkeit für Mittelständler, Liquidität zu schonen, ist das Leasing von Hardware und Software. FOTO: GETTYIMAGES/GORODENKOFF

Die deutsche Wirtschaft stagniert. Mit den eingetrübten Aussichten ist es für viele Firmen schwieriger geworden, sich über die Hausbank zu finanzieren. Dies gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die finanziell nicht so stark wie die großen Player am Markt aufgestellt sind. Banken befürchten künftige Zahlungsausfälle der Schuldner, die zudem im Zuge der Zinswende höhere Zinszahlungen für Kredite stemmen müssen. Finanzierungsalternativen sind also gefragt. Alternativen im Überblick:

Hardware und Software leasen

Anstatt das Geld bei der Bank zu leihen, können Betriebe Investitionen für die IT über Leasingverträge abwickeln. Dies gilt nicht nur für die Hardware, sondern auch für die Software - auch sie muss immer wieder aktualisiert werden. Unternehmen bleiben über das Leasing nicht nur finanziell flexibel, sondern sind auch in der Lage, eine womöglich teurere, aber dafür an ihre Anforderungen angepasste Softwarelösung zu beschaffen. Über Software-Leasing können Firmen etwa beim Leasinganbieter Deutsche Leasing alle anfallenden Kosten auf die gesamte Nutzungsdauer verteilen. Dies gilt für die Vorfinanzierung wesentlicher Bestandteile wie der Programmierung oder Anpassung durch Externe ebenso wie für anfallende Eigenleistungen.

Über private Kreditfonds finanzieren

Eine andere Möglichkeit, sich bankenunabhängig zu finanzieren, sind private Kreditfonds, im Fachjargon Private Debt genannt. Das Prinzip: Die Kreditfonds sammeln von institutionellen Investoren wie Banken, Versicherungen, Stiftungen oder vermögenden Family Offices Gelder ein und vergeben verschiedene Formen von Fremdkapital wie beispielsweise vorrangige Darlehen für Investitionen oder Akquisitionsfinanzierungen. Die durchschnittliche Finanzierungsgröße liegt bei 20 bis 25 Millionen Euro pro Transaktion, die den Investoren versprochene Zielmarge liegt zwischen sieben und acht Prozent.

„Kreditfonds bevorzugen in erster Linie am Markt etablierte Unternehmen, die auch für einen klassischen Bankkredit infrage kommen würden“, sagt Philipp Bunnenberg vom Bundesverband alternative Investments (BAI).

Finanziert werde typischerweise die GmbH mit einem Umsatz von 25 Millionen bis 75 Millionen Euro. Der Nachteil bei Kreditfonds: Die Darlehen sind durch die höhere Verzinsung für Unternehmen zumeist teurer als herkömmliche Bankkredite.

Factoring stärkt Liquidität

Ein weiteres Finanzierungsinstrument nennt sich Factoring, das besonders in Krisenzeiten gefragt ist. Dabei übergibt ein Unternehmen seine Forderungen, die es gegenüber Kunden hat, an eine Factoringgesellschaft. Diese begleicht umgehend die Rechnungen und holt sich die ausstehenden Beträge später von den Kunden zurück. Damit schaffen Unternehmen Spielraum für Investitionen. Für diese Dienstleistung berechnet der Factoringanbieter der Firma eine vorher vereinbarte Gebühr. Diese Art der Finanzierung schafft Planungssicherheit. Außerdem kann die Firma Zinsen für Kredite einsparen, die sie ohne Factoring womöglich hätte aufnehmen müssen.

VON GIAN HESSAMI


Weniger Investitionen in Innovation

Mittelständler müssen investieren, um ihre gute Marktposition zu behalten. Doch aufgrund der schlechteren Konjunkturaussichten sparen viele ausgerechnet bei den Innovations-Investitionen. Für Mitarbeiter-Fortbildungen wird aber mehr Geld ausgegeben.

Angesichts der herausfordernden Situation mit schlechten Wachstumsperspektiven, anhaltender Inflation und weiterhin hohen Energiekosten setzen die meisten mittelständischen Unternehmen auf Kostensenkung und Sparmaßnahmen. Auch bei den Investitionen setzen sie den Rotstift an: Nur noch 68 Prozent wollen in diesem Jahr noch investieren. Die Investitionsbereitschaft ist damit unter Pandemieniveau gesunken. Vergangenes Jahr hatten noch 73 Prozent aller Mittelständler einen Investitionswillen, im Herbst 2021 sogar 76 Prozent. Je kleiner das Unternehmen, umso mehr werden die Investitionen heruntergefahren“, weiß sagt Stephan Ortolf, Leiter des Zentralbereichs Firmenkunden der DZ Bank.

Dies ist das ernüchternde Ergebnis einer repräsentativen Sonderbefragung der DZ Bank. Schließlich riskieren die Unternehmen mittel - und langfristig damit ihre gute Position im internationalen Wettbewerb. Insbesondere bei langfristigen Zukunftsprojekten wie dem betrieblichen Innovationsmanagement (Forschung und Entwicklung, „F&E“) Produktinnovationen und wird gespart. 13 Prozent aller Firmen wollen ihre Ausgaben in F&E senken, sieben Prozent bei Produktinnovationen.

Dabei wird, wer sich nicht ständig weiterentwickelt, schnell von Wettbewerbern überholt. Das bestätigt ein Blick auf die deutschen Autozulieferer. Laut einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft PwC fallen sie im internationalen Wettbewerb bereits spürbar zurück und verlieren Weltmarktanteile. Mit durchschnittlich 13 Prozent Umsatzwachstum im vergangenen Jahr bilden sie das globale Schlusslicht, weit abgeschlagen hinter dem Rest Europas (21 Prozent), Asien (23 Prozent) und Amerika (25 Prozent)“, teilte die Unternehmensberatung mit.

Auch bei der Gewinnmarge landeten sie auf dem letzten Platz. Allerdings sieht Henning Rennert, Studienautor und Partner bei der PwC-Strategieberatung Strategy & Deutschland, nicht schwarz für diese Branche, die sich in einem Punkt vom sonstigen Mittelstand unterscheidet: „Die deutschen Zulieferer investieren aktuell so viel wie noch nie in Forschung und Entwicklung. Die Kombination aus Innovationskraft, Produktreife und steiler Lernkurve, mit der sich die deutschen Zulieferer jahrzehntelang vom Wettbewerb abgehoben haben, verfängt auch heute noch.“

Ansonsten werden lediglich Investitionen, die zu führen, Kostensenkungen fortgeführt oder ausgebaut. Energie- und Ressourceneffizienz steht laut DZ Bank-Umfrage hoch im Kurs (49 Prozent), ebenso die Automatisierung von Prozessen (46 Prozent).

58 Prozent der Mittelständler würden allerdings mehr investieren, wenn sie die benötigten Fachkräfte hätten. Deshalb zeigt sich beim Thema Fortbildung von Mitarbeitern ein deutlicher Zuwachs. Fast jedes zweite Unternehmen will dafür - nicht zuletzt als Antwort auf den Fachkräftemangel - die Ausgaben hochfahren. Vor einem Jahr stand dies bei nur für rund jeden Dritten auf der Investitionsagenda.

VON ANJA KÜHNER

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