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Unternehmen am Niederrhein Gaskrise, Inflation, Fachkräftemangel

Die Sorge bei den Unternehmen in Duisburg und am Niederrhein wächst.

Blick von der Rheinpreußenhalde in Moers bis zu Thyssenkrupp in Duisburg und dem Uniper-Kraftwerk in Gelsenkirchen. Foto: dpa

Von Mike Michel

Der Nervenkrieg um das Gas sei in der Wirtschaft deutlich zu spüren, wie die Umfrage der IHK ergab. Zusätzlich seien die Erwartungen der Unternehmer an die Geschäftsentwicklung eingetrübt, weil die Lieferketten weiterhin gestört seien, die Preise stiegen und Fachkräfte fehlten, teilte die Kammer am Mittwoch mit.

Die Folge: Der Konjunkturklimaindex sinkt deutlich auf 87 Punkte. Dieser Index fasst die Einschätzung der Lage und Erwartungen von Unternehmen zusammen. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren lag das Mittel bei 111 Punkten.

Nur noch acht Prozent der Unternehmen glauben der Umfrage zufolge, dass sie in den kommenden Monaten gute Geschäfte machen werden. ,,Besonders auffällig ist, dass die Bewertung der Lage und die Zukunftserwartungen deutlich auseinanderklaffen. Man sieht: Die Zuversicht schwindet", so IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger.

Ein zentraler Punkt sei die Energieversorgung und hier vor allem das Gas. Besonders für die Industrie sei die Versorgung existenziell.

Entsprechend hätten die meisten Betriebe im Kammerbezirk bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um Gas zu sparen. „Unsere Unternehmen setzen verstärkt darauf, Produktionsprozesse noch energiebewusster zu steuern, ihre Energieträger zu wechseln oder erneuerbare Energien zu nutzen", so Dietzfelbinger.

Einige hätten laut Umfrage von sich aus die Produktion bereits gedrosselt. Was fehle, seien finanzielle Anreize um Gas zu sparen und die Möglichkeit, Energieträger rasch zu wechseln. ,,Wer ein altes Dieselaggregat auf dem Hof hat, kann dieses nicht ohne Weiteres nutzen, um Gas zu sparen. Auch für den sogenannten Fuel Switch - also die Umstellung von Gas auf eine andere Energiequelle brauchen die Betriebe Genehmigungen, auf die sie oft lange warten müssen. Diese Zeit haben wir nicht."

Gleichzeitig stiegen die Preise auch für Rohstoffe und Vorprodukte rasant. Manches wichtige Teil fehle, weil die Lieferketten gestört sind. Das alles verteuere die Produktion und mache sie schwer kalkulierbar. Neben dem Material fehle in vielen Betrieben zunehmend Know-how: Die Suche nach Fachkräften treibe einen Großteil der Befragten um.

IHK-Chef Dietzfelbinger verdeutlicht: ,,Diese Krise zeigt, wie sehr unser Wohlstand von Menschen abhängt, die praktischen Tätigkeiten mit Wissen und Geschick nachgehen. Unser Appell an die Politik lautet: Wir müssen gemeinsam noch mehr für die berufsbezogene Ausbildung werben."

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