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Wirtschaft Mönchengladbacher Texturelab will komplett nachhaltige Textilien entwickeln

Sie sind 33, 26 und 25 Jahre jung, mutig, voller Energie und sehr ehrgeizig: Max Mittag, Henrik Stelter und Martin Wosik wollen mit ihrem Start-up Texturelab Kleidung herstellen, die unendlich oft recycelt werden kann.

Max Mittag, Henrik Stelter und Martin Wosik (v.I.) sind Texturelab. FOTO: HENRIK STELTER

In der Produktionsstätte von Texturelab an der Waldhausener Straße 49 stapeln sich T-Shirts, Taschen, Hoodies und Crewnecks. Sie stammen alle von einem Berliner Lieferanten, der klimaneutrale Textilien herstellt. Hier in der Mönchengladbacher Altstadt bedrucken Max Mittag, Henrik Stelter und Martin Wosik die Teile. ,,Wir verwenden einen digitalen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Textildrucker", sagt Henrik Stelter. Zwei Heißpressen, zwei Industrie-Nähmaschinen und eine runden das Siebdruckanlage Equipment der drei Gründer ab. Finanziert haben sie ihre Arbeitsgeräte komplett aus eigener Tasche.

Das Bedrucken der klimaneutralen Textilien ist für die drei Jungunternehmer erst der Anfang und ein Mittel, Geld zu verdienen. Um es in ihre Forschung zu investieren. Denn perspektivisch möchten sie selbst Kleidung entwickeln, die vollständig nachhaltig und komplett kreislauffähig ist, die also in alle ihre Fasern zerlegt und wieder neu für Stoff versponnen werden kann. Ressourcenschonendes Cradle-to-Cradle, von der Wiege in die Wiege, nennt man das, im Gegensatz zu Cradle-to-Grave, von der Wiege ins Grab, wie es in der billigen Fast Fashion der Fall ist: ,,Die herkömmliche Lebenszeit eines T-Shirts beträgt heute sechs Monate. Dann wird es achtlos weggeworfen", sagt Henrik Stelter.

Es gibt bereitskreislauffähige Fasern, die aber den Qualitätsansprüchen der drei Mönchengladbacher nicht genügen: ,,Bei Kleidung muss schließlich auch die Haptik stimmen", so Stelter. Um ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, forschen die Männer mit dem Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein an neuartigen Stoffen, die einen messbaren Einfluss auf den Modemarkt haben sollen: mehr Qualität, keine Kinderarbeit, weniger Mikroplastik in den Weltmeeren. Auch mit Vertretern der kommenden Textilfabrik 7.0 ist das Start-up in Gesprächen. Die Fabrik soll in Mönchengladbach die Textilien der Zukunft herstellen, die Produktion soll zurückkehren aus Niedriglohnländern in Fernost.

Für ihr Vorhaben sehen sich die Macher von Texture-lab gut aufgestellt. Martin Wosik hat eine Ausbildung zum Schneider absolviert und später Retail Design studiert. Max Mittag hat International Marketing studiert, mit Schwerpunkt Sustainable Marketing. Henrik Stelter ist Journalist und Kommunikationswissenschaftler. Um ihre Forschungsarbeiten decken zu können, haben sich die drei Männer auf ein NRW-Gründerstipendium beworben, das mit 36.000 Euro dotiert ist, die Laufzeit beträgt ein Jahr. „Wir rechnen damit, dass wir im Spätherbst einen positiven Bescheid bekommen", berichtet Stelter: ,,Das Geld würde es uns ermöglichen, mehr Zeit in unsere Entwicklung zu investieren."

Die Idee, vollständig nachhaltige Textilien herzustellen, hatten die drei befreundeten Männer vor fünf Jahren. Seit vergangenem November füllen sie ihre Geschäftspläne mit Leben.

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