Ausbildung & Co. Düsseldorf Viele Wege führen zum Studium

Es muss nicht immer das klassische Abitur auf dem Gymnasium sein. Auch über andere Wege kann man ein Studium aufnehmen. Von Isabelle De Bortoli 

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WEG 1: FACHABITUR

Die Fachhochschulreife (,,Fachabi") ist ein Bildungsabschluss, der zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt. An einer Universität kann man damit aber nicht studieren. Die Fachhochschulen in Deutschland - die sich mittlerweile fast alle Hochschule oder auch Technische Hochschule nennen - bieten ebenso Bachelor- und Masterabschlüsse an. Im Vergleich mit den Universitäten ist das Studium an einer FH meist praxisorientierter und man hat mehr Anbindung an Industrie und Wirtschaft.

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Die Fachhochschulreife kann in Nordrhein-Westfalen an einem Gymnasium, einer Gesamtschule, an Berufskollegs, Abendschulen, Volkshochschulen und Privatschulen erworben werden. Sie besteht aus einem schulischen und einem praktischen Teil. Den schulischen Teil erwerben Schüler in der Regel nach dem Abschluss der elften Klasse mit Versetzung in die zwölfte Klasse am Gymnasium und der Gesamtschule, oder am Berufskolleg nach Abschluss des Bildungsgangs ,,zweijährige höhere Berufsfachschule". Der praktische Teil besteht aus einem einjährigen Berufspraktikum oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Heißt also beispielsweise: Schüler, die nach dem ersten Jahr der Qualifikationsphase die gymnasialen Oberstufe verlassen und damit den schulischen Teil ihrer Fachhochschulreife erworben haben, erlangen die volle Fachhochschulreife erst dann, wenn sie eine mindestens zweijährige abgeschlossene Berufsausbildung oder ein einjähriges Praktikum nachweisen.

Genauso kann man das Fachabitur aber bekommen, wenn man beispielsweise nach der zehnten Klasse eine Ausbildung etwa als Ergotherapeut, Krankenpfleger oder Erzieher macht, und dazu eine Fachoberschule Gesundheit oder Soziales besucht. Das funktioniert natürlich auch mit anderen Ausbildungsberufen und den entsprechenden Fachschulen.

WEG 2: FACHABI ODER ABI AM BERUFSKOLLEG

Am Gymnasium oder an der Gesamtschule war es vielleicht zu theoretisch, oder man war auf einer Realschule: Wer die (Fach-) Hochschulreife machen möchte, kann dies auch an einem Berufskolleg - und dabei gleich praktische Erfahrungen zum Beispiel in technischen Berufen machen. Oder man kombiniert das Abi direkt mit einer Berufsausbildung. Berufskollegs sind eben nicht nur Berufsschulen für verschiedene Ausbildungsberufe, sondern gleichzeitig Vollzeit-Schule. Der Vorteil an der Kombination von Ausbildung und Abitur: Man hat einen beruflichen Schwerpunkt gelegt und gleichzeitig die Möglichkeit, anschließend zu studieren. Beispiel aus Düsseldorf: Am dortigen HeinrichHertz-Berufskolleg kann man die Ausbildung zum Chemisch-technischen Assistenten entweder mit dem Fachabitur oder auch mit dem vollen Abitur kombinieren. Anderes Beispiel: Am Berufskolleg in Kleve kann man das ,,Berufliche Gymnasium Wirtschaft und Verwaltung" besuchen und dort die Allgemeine Hochschulreife plus wirtschaftlichem Knowhow erwerben. Betriebswirtschaftslehre ist von Anfang an Leistungskursfach.

WEG 3: STUDIUM OHNE ABI

Ohne Abitur studieren? Das geht! Sogar Fächer wie Medizin, Jura oder Psychologie stehen offen: Seit gut zehn Jahren kann in Deutschland die fehlende Hochschuloder Fachhochschulreife durch Berufserfahrung ausgeglichen werden. Voraussetzungen für die Bewerbung um einen Studienplatz sind dann in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Je höher die im Beruf erworbene Qualifikation der Studieninteressierten ist, desto größer ist auch die Auswahl an Studiengängen, die studiert werden können. So sind Studierende mit Meistertitel und ähnlichen hochqualifizierten Berufsbildungsabschlüssen denen mit allgemeiner Hochschulreife gleichgestellt. Das bedeutet, sie können sich für jeden Studiengang an jeder Hochschule ihrer Wahl bewerben, das gilt auch für Medizin oder Pharmazie. Ein Friseurmeister kann also beispielsweise Zahnmedizin studieren.

Auch Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mehrjähriger Berufspraxis können den Weg an die Hochschule gehen. Sie können sich allerdings meist nur um Plätze in Studienfächern bewerben, die eine fachliche Nähe zu ihrer beruflichen Tätigkeit haben.

Übrigens nutzen immer mehr Personen in Deutschland die Möglichkeit, sich über den beruflichen Weg für ein Studium zu qualifizieren: Aktuell studieren in Deutschland rund 66.000 Personen ohne Hochschul- und Fachhochschulreife. Zu diesem Ergebnis kommt das diesjährige Monitoring des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur mehr als vervierfacht auf aktuell über 15.000.

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