Ausbildung & Co. Düsseldorf Vorteil Familienunternehmen

Es muss nicht unbedingt der Großkonzern sein. Unternehmen in Familienbesitz fühlen sich mit ihrer Region oft eng verbunden und legen deshalb auch auf die Ausbildung junger Menschen einen besonderen Wert. Von Patrick Peters 

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Die Zahlen sind beeindruckend. 90 Prozent aller deutschen Unternehmen sind familienkontrollierte Unternehmen. Sie erzielen 52 Prozent der Umsätze und stellen circa 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland. Das meldet die Stiftung Familienunternehmen. Das wirkt sich auch auf die Ausbildungsquote aus. Die deutliche Mehrheit der Azubis kommt in den Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten unter. Im Jahr 2020 belief sich die Zahl auf fast 80 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse, stellt das Institut für Mittelstandsforschung Bonn heraus.

Das Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim betont den Zusammenhang von Ausbildungsplätzen und unternehmerischer Verantwortung: ,,Die Verantwortlichkeit für das soziale Umfeld wird im Allgemeinen bei den Familienunternehmen aufgrund ihrer besonderen Wertvorstellungen als höher eingestuft als bei anderen Unternehmensformen", heißt es dort. Familienunternehmer kämen dem gesellschaftlichen Auftrag der Ausbildung im Betrieb demnach verstärkt nach. Und die betriebliche Ausbildung sei auch eine gesamtwirtschaftliche und nicht zuletzt auch eine betriebliche Voraussetzung für die Bereitstellung von qualifizierten Arbeitskräften, ohne die weder die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft noch des einzelnen Betriebes gehalten werden könne.

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Daher stellt sich die Frage, was die Ausbildung in einem inhaber- beziehungsweise familiengeführten Unternehmen besonders macht. Thorsten Klinkner, der mit seiner Firma Unternehmer-Kompositionen Familienunternehmer bei der Errichtung sogenannter Familienstiftungen zum langfristigen Erhalt dieser Unternehmen berät, macht einen wesentlichen Punkt in der besonderen Unternehmenskultur und die Werte aus, die in Familienunternehmen herrschen. ,,Die Unternehmenswerte reflektieren die Philosophie des Unternehmens und dienen als Richtlinie für die Geschäftsgepflogenheiten. Sie halten Familie, Unternehmen und Mitarbeiter zusammen. Die Verantwortung für die Mitarbeiter ist ein ebenso großer Antrieb wie der, die Familie versorgt zu wissen", sagt der Rechtsanwalt und Steuerberater.

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Auch beim Staufenbiel Institut werden diese Punkte betont. So heißt es: ,,Bei Arbeitnehmern haben Familienbetriebe einen guten Ruf. Alleine der Begriff des Familienbetriebs wird normalerweise mit positiven Werten assoziiert. Viele Arbeitnehmer erwarten bei einem familiengeführten Unternehmen eine gute Arbeitsatmosphäre und einen kooperativen Stil der Führung. Zudem werden mit den Unternehmen oft traditionelle Werte verbunden, wie Verantwortungsbewusstsein. Außerdem werde der Arbeitnehmer mehr in den Mittelpunkt gestellt, da man Mitarbeiter eher langfristig an das Unternehmen binden möchte. Da es sich bei den meisten Familienunternehmen um kleine Betriebe handelt, ist man im Vergleich zu Großkonzernen nicht nur ein kleines Rädchen."

Beim Verein ,,Die Familienunternehmer", dem Interessenverband von deutschen Familienunternehmern, wird offensiv für die Berufsausbildung in einem Familienunternehmen geworben - und die Experten fordern, für diesen Karriereweg bereits in der Schule und Gesellschaft zu sensibilisieren. Sarna Röser, Bundesvorsitzende der Unterorganisation Die Jungen Unternehmer, sagt: ,,Fachkräftemangel ist auch ein Bildungsthema. Schülerinnen und Schüler von heute haben das Potenzial, qualifizierte Fachkräfte von morgen zu sein. Dazu muss aber viel mehr als heute wirtschaftliches Wissen schon in der Schule gelehrt werden, zum Beispiel über ein eigenständiges Schulfach Wirtschaft. Darüber hinaus muss jungen Menschen und deren Eltern vermittelt werden, dass eine solide Ausbildung genauso viel Wert ist wie ein UniAbschluss."

Sonja Keppler, Professorin für Gründungs- und Innovationsmanagement und Mittelstandsexpertin an der Allensbach Hochschule, stellt einen weiteren Wert von Familienunternehmen als Arbeitgeber heraus. ,,Der Berufseinstieg in ein Familienunternehmen kann eine langfristige Karrieremöglichkeit darstellen. Häufig werden Führungskräfte und sogar Geschäftsführer aus den eigenen Reihen berufen. Es existieren viele Beispiele, auch aus größeren, international agierenden Familienunternehmen, in denen der Chef als Auszubildender angefangen hat."

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