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FRÜHLINGSZAUBER Von Hexen, Zauberei und Maibowle

Die Nacht auf den 1. Mai ist eine magische. Sei es nun, weil früher dann die Hexen auf dem Blocksberg ihren Sabbat feierten, oder weil heute vielerorts ausgelassen gefeiert wird.

"Liebe, Tod und Teufel" – so hieß ein Album der österreichischen Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“. Der Titel passt auch ganz gut zur Walpurgisnacht. Die Nacht vor dem 1. Mai ist nämlich eine solche Nacht, in der sich Hexen, die Zauberei und das Übersinnliche schon seit vorchristlichen Zeiten ein Stelldichein geben. Aus dem Fest, das seinen Namen von der Heiligen Walburga hat, einer englischen Äbtissin, die im 8. Jahrhundert lebte und deren Gedenktag der 1.  Mai ist, ist in gewisser Weise der heutige Tanz in den Mai entstanden. Dabei geht es allerdings in unserer so weltlichen und weitestgehend unspirituell gewordenen Welt weder um Tod noch um den Teufel, auch Hexen und Zauberer stehen nicht mehr so sehr im Mittelpunkt. Was nun die Liebe angeht – sicherlich haben sich auf den diversen Tanz-in-den-Mai-Feiern landauf, landab, schon viele ewige Lieben gefunden. Zumindest bis zum nächsten Morgen.

Doch was passierte am 30. April, das so sehr auf den 1. Mai hinweist? Warum genau dann der Termin für die Walpurgisnacht ist, ist nicht wirklich überliefert. Auch der Zusammenhang zur Heiligen Walburga gibt nicht viel her, was man mit Hexensabbat und teuflischem Treiben zusammenbringen könnte. Aus der Geschichte der Äbtissin ergibt sich jedenfalls nichts, was das bestätigen würde. Man kann es also als einen geschichtlichen Zufall sehen, dass die Nacht auf den 1. Mai als die Nacht gilt, in der die Hexen sich seit jeher zum Sabbat auf dem Blocksberg – dem heutigen Brocken im Harz – getroffen haben. Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe hat die Bezeichnung in seinem Faust Teil I im Jahr 1808 populär gemacht, in einem alten Wörterbuch aus dem späten 18. Jahrhundert ist indes aufgeschrieben, dass der 1. Mai in früheren Zeiten der Beginn des neuen Jahres und die Walpurgisnacht somit ein Brauch zum Jahreswechsel sei.

Wie auch immer, was sich bis heute in die spirituell so langweilige Zeit gehalten hat, ist das Feiern. Und so gibt es praktisch überall in Deutschland, in Diskotheken oder auch in Eigeninitiative auf die Beine gestellt, Feste, Partys und Feiern. Was den Feierwütigen in diesem Zusammenhang übrigens prima entgegen kommt, ist die Tatsache, dass man am 1. Mai ausschlafen darf. Wenn man nicht in einem Bereich tätig ist, in dem man im Schichtsystem arbeitet. Aber der 1. Mai ist deutschlandweit ein Feiertag – der Tag der Arbeit. Und es gibt auch noch den einen oder anderen Brauch, der sich sicherlich aus teilweise ganz anderen Quellen entwickelt hat als aus dem des Hexensabbats, aber dennoch vielleicht ein Körnchen dieser lange zurückliegenden Zeit in sich tragen.

So gibt es mittlerweile vermehrt ein Maifeuer, das vielleicht als kleiner Bruder des Osterfeuers gelten kann. Oder den Maibaum, der ursprünglich einmal ein Liebesbeweis verliebter Männer für ihre Angebeteten galt, heute aber vor allem in dörflichen Regionen als Verschönerung des Dorfplatzes bunt geschmückt dort zum 1. Mai aufgestellt wird. Nicht zuletzt gibt es auch noch ein ganz spezielles Getränk, das mit dem Maianfang in Verbindung gebracht wird: die Maibowle. Grundsätzlich gilt, dass erlaubt ist, was gefällt, gerade, wenn es ums Trinken im Rahmen einer Tanz-in-den-Mai-Veranstaltung geht. Aber natürlich schmeckt ein Getränk umso besser, wenn es einen Bezug zum Fest hat – als Analogie mundet das Oktoberfestbier im Winter vor dem Kamin sicherlich auch, schmeckt im Bierzelt im September allerdings doch sicher noch besser.

Die Waldmeisterbowle ist übrigens ganz einfach selbst anzusetzen: 1 Bund Waldmeister, anderthalb Liter trockener Weißwein, ein Dreiviertelliter Sekt und etwas Zucker. Die Waldmeisterblätter – nicht die -stiele –, eine Viertelstunde im Wein ziehen lassen, dann den Zucker nach Geschmack darunterrühren und erst kurz vor dem Servieren den eisgekühlten Sekt dazugeben – fertig! Die Kräuter kann man sogar selbst im Wald sammeln, wenn man weiß, wie sie aussehen. Dann steht einem gepflegten, nun Feierabend, nichts mehr im Wege. Allerdings vorsicht: Bei übermäßigem Genuss kann es nämlich durchaus auch in heutigen Zeiten wieder dazu kommen, dass man mit Hexen und Zauberern ins Gespräch kommt. Wer das nicht will, kann sich auch die alkoholfreie Variante mit Apfelsaft und Zitronenlimonade ansetzen… WOLFGANG WEITZDÖRFER

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