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RP FORUM UNABHÄNGIGE VERMÖGENSVERWALTER Nachhaltigkeit ist bei Anlegern derzeit weniger nachgefragt

Das Thema gilt eigentlich als Megatrend schlechthin: Nachhaltigkeit. Doch die Anlagespezialisten aus dem Kreise der Unabhängigen Vermögensverwalter machen andere Beobachtungen.

Konzentrierte Diskussion der Vermögensverwalter: Auch das Thema Nachhaltigkeit stand auf der Agenda. FOTO: ALOIS MÜLLER

Anleger haben zurzeit vieles im Kopf: Zinsen, Inflation, Unsicherheiten durch die Bewältigung der Corona-Krise und der Kriegsfolgen. Da gerät das Megathema aus dem Blick. „Insbesondere in diesem Jahr rückt Nachhaltigkeit in den Hintergrund“, stellte Nicolas Pilz (Societas Vermögensverwaltung) fest. Allerdings hätten viele Anleger Ausschlusskriterien für Dinge, in die sie nicht investieren wollen.

Pilz macht für die mangelnde Nachfrage auch die derzeit schwächere Performance der Investments verantwortlich. Folgen der Regulierung haben ebenfalls dazu beigetragen, dass Nachhaltigkeit bei Anlegern an Akzeptanz verliere, fügte Jens Hartmann (ficon Vermögensmanagement) hinzu. Die Abfrage der individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen fänden viele als zu bürokratisch. „Das Thema ist wichtig, und wir brennen dafür. Aber es ist eine Unübersichtlichkeit entstanden, die alle erschöpft.“

Ingo Scheper (ICM Investment Bank) sieht als Problem, dass „Unternehmen nicht die Daten in der Qualität liefern, die wir brauchen, um entsprechend selektieren und beraten zu können“. Vermögensverwalter bräuchten eine „andauernde Verlässlichkeit in der Umsetzung unserer Dienstleistungsqualität“. Er gehe aber davon aus, dass Nachhaltigkeit wieder in den Vordergrund rücke, auch weil sie zu mehr Stabilität in der unternehmerischen Entwicklung führe. Bei jüngeren Anlegern sei die Nachfrage indes nach wie vor hoch, sagte Melanie Fulczyk (Pegasos Capital), „sie haben aber meist bestimmte Themen im Blick, die ihnen persönlich wichtig sind“. So seien sie zum Beispiel an Themen wie Wasseraufbereitung oder E-Mobilität interessiert. Ihrer Erfahrung nach sind weibliche Anleger nicht nur vorsichtiger, sondern legen auch mehr Wert auf Nachhaltigkeit in der Vermögensaufstellung als Männer. Sie bestätigte Pilz' Beobachtung, dass Anleger oft nur auf die Jahresperformance achten, wichtiger wäre aber eine langfristige und zukunftsorientierte Ausrichtung ihres Vermögens.

Thomas Ziemann (Spiekermann & CO) brachte die Aussage einer Kundin ins Gespräch, die betonte, sie wolle mit ihrer Geldanlage etwas Sinnvolles unterstützen. Ziemann sieht aber einen „deutlichen Unterschied zwischen dem, was die Regulierung fordert, und dem, was die Kunden wünschen“.

„Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben“, sagte Dirk Grosshans (Universal Investment). Vermögensverwalter wollen - so der Experte - dass ihre Produkte von möglichst vielen Anlegern gekauft werden. „Und insbesondere institutionelle Investoren achten darauf, dass Nachhaltigkeitskriterien in Kapitalanlagen berücksichtigt werden.“

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