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START-UP Everwave in Aachen: Grüne Gründer sorgen für mehr Nachhaltigkeit

Verbesserung der Umweltbilanz durch kreative Konzepte wie Plastic-Credit-Score und vieles mehr. Landesregierung ruft Förderwettbewerb „Grüne Gründungen.NRW“ ins Leben,

Plastikmüll richtet in den Meeren große Schäden an, schadet den Tieren und letztlich auch dem Menschen. Das Unternehmen Everwave sammelt bereits in Zuflüssen den Müll. FOTO: GETTYIMAGES/RICHCAREY

Das Gros der Gründer und jungen Entrepreneure hat zusätzlich zur wirtschaftlichen Rentabilität auch Nachhaltigkeit, Ökologie und/oder soziale Aspekten im Fokus. Etwas mehr als jedes dritte Startup in Deutschland (35 Prozent) zählt mittlerweile zu den „grünen Start-ups“, wie der Green Startup-Monitor 2022 ermittelte. So hoch war ihr Anteil noch nie zuvor. 

Sie treiben die Entwicklung und Produktion innovativer grüner Technologien voran. Denen hat sich fast jedes dritte Start-up (30 Prozent) verschrieben. Das trifft auch die Erwartungen von Investoren: Ohne den gesellschaftlichen Nutzen ihres Geschäftsmodells werden es Start-ups ebenso wie junge Wachstumsunternehmen künftig schwer haben, die Geber von Beteiligungskapital von sich zu überzeugen. 

Nordrhein-Westfalen will sich dabei an die Spitze der Bewegung stellen und zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas werden. Das ist das erklärte Ziel von NRW-Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer: „Grüne Gründungen sind als Innovationsschmieden die wesentlichen Treiber einer Transformation hin zu nachhaltigem Wirtschaften.“ Auf lange Sicht wird Nachhaltigkeit zudem ein Standort- und Wettbewerbsvorteil sein. 

Mit einer besonderen Geschäftsidee trägt auch das Aachener Start-up Everwave zu diesem Wandel bei. Die Gründer waren aufgerüttelt von dem Ausmaß an Plastikmüll in den Weltmeeren. Plastiktüten, Getränkeflaschen und sonstiger Kunststoff-Abfall wird in kleinste Mikropartikel zerrieben und dadurch fast unsichtbar. Aber es gelangt als sogenanntes Mikroplastik in der Nahrungskette beispielsweise durch Fisch wieder auf unsere Teller. Bis zu 13 Millionen Tonnen Müll sind dies jedes Jahr. 

Die Everwave-Gründer überlegten, wie dieser Teufelskreislauf durchbrochen werden kann. Ihr Ansatz: Rund 90 Prozent des Plastiks gelangen über weniger als ein Prozent aller Flüsse weltweit – sogenannte Plastikautobahnen – in offene Gewässer. Ihre Idee: Wenn diese Flüsse von Kunststoff befreit werden, dann landet der Großteil des weltweiten Plastikmülls nicht in den Meeren. 

Mit Müllsammelbooten und schwimmenden Plattformen entfernt Everwave inzwischen Plastik aus genau diesen wichtigen Einleitungs-Flüssen, beispielsweise in Bosnien. Everwave-Boote und -Plattformen bearbeiten – unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI) – selbstständig einen vorab definierten Bereich eines Flusses oder Sees und fischen den Plastikmüll heraus. Bisher sammelte Everwave bereits mehr als 1,2 Millionen Kilo Müll aus Flüssen, sortierte die Abfälle und führte sie – sofern möglich – dem Recycling zu. 

Technik ist die eine Seite des smarten Geschäftsmodells. Aber das Sammeln muss finanziert werden. Dazu können Unternehmen Partner von Everwave werden. Ähnlich wie bei der CO2-Kompensation können sie damit ihren Plastik-Ausstoß ausgleichen. 

Der sogenannte Plastic-Credit-Score zeigt auf, wie viel Müll das Partner-Unternehmen über Everwave ausgeglichen hat. Der Armaturen-Hersteller Grohe ist ebenso dabei wie das Logistikunternehmen Kühne & Nagel, weitere Unterstützer sind MyMuesli sowie die Audi Environmental Foundation und die Ferry Porsche Stiftung. Die Unternehmen können dieses finanzielle Engagement in ihrem Nachhaltigkeitsreporting ausweisen. 

Preise und Wettbewerbe machen die nachhaltigen Trends sichtbar. Bereits zweimal wurde beispielsweise der Umweltwirtschaftspreis.NRW vergeben. In diesem Frühjahr rief die Landesregierung den Förderwettbewerb „Grüne Gründungen.NRW“ unter Federführung des Umweltministeriums ins Leben. Der Wettbewerb wird mit rund neun Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln gefördert. Start-ups und Gründer aus dem Bereich der Umweltwirtschaft können dazu ihre Projektskizzen bis zum 29. Februar 2024 bei der Innovationsförderagentur NRW abgeben. INGO KIESEL

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