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WIRTSCHAFT - Standort Bergisches Land Gira in Radevormwald: So nachhaltig ist Gira

Der Radevormwalder Mittelständler hat seit 2013 eine Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen: Dario Hudr und Jan Böttcher erklären, was es damit auf sich hat und warum es keine 100 Prozent geben kann

Dario Hudr (I.) und Jan Böttcher mit der Urkunde für die Nominierung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis.

Das Thema Nachhaltigkeit ist unglaublich vielschichtig. Gerade dann, wenn es um große Unternehmen geht, wie es der Mittelständler Gira aus Radevormwald mit seinen über 1.250 Mitarbeitenden fraglos ist. Aus diesem Grund hat man sich dazu entschieden, ein Nachhaltigkeitsmanagement bei Gira zu etablieren und strategisch zu verankern. Jan Böttcher ist Wirtschaftswissenschaftler und seit 2011 im Unternehmen. „Ich habe hier meine Abschlussarbeit geschrieben, die auch in gewisser Weise der Startschuss für das Nachhaltigkeitskonzept war. Es geht darum, zu definieren, wofür wir stehen, was unsere Haltung ist und wo die Herausforderungen sind – ökonomisch, ökologisch und auch sozial“, sagt Böttcher. Zusammen mit seinem Kollegen Dario Hudr bildet Böttcher die Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement. „Wir sind Steuerer – und auch schon mal Mahner“, wie Böttcher sagt. Denn es ist völlig klar: „Die Ressourcen des Planeten sind endlich.“ 

Gira setzt Klimaschutz um

Der Grundgedanke ist dabei, herauszuarbeiten, wie man sich als Unternehmen verhalten muss, damit die Welt eine Chance hat, sich zu regenerieren. Dabei stößt man allerdings direkt an eine erste – und tatsächlich ein Stück weit auch finale – Grenze. „Jedes Produkt, egal, welches das ist, hat einen negativen Impact. Die Frage ist, wie groß er ist und ob man ihn noch reduzieren kann“, sagt Böttcher. Als Beispiel führt er die E-Mobilität an. „Es ist eine Brückentechnologie, von der niemand sagen wird, dass sie der Weisheit letzter Schluss ist.“ Nachhaltigkeit, so müsse man sich klarmachen, sei ein Idealzustand, dem man sich lediglich annähern könne. „Sich das bewusst zu machen, ist von großer Bedeutung, um den ganzen Komplex zu begreifen“, sagt Böttcher. Der Klimaschutz sei eine der aktuell großen Herausforderungen der ganzen Welt, der man sich auch politisch angenommen habe. „Das Unternehmen Gira gibt es bereits seit dem Jahr 1905 – was für sich genommen schon für die Nachhaltigkeit spricht. Aber die Herausforderungen wandeln sich. Heute geht es für Unternehmen darum, den Klimaschutz umzusetzen und ganzheitlich zu betrachten“, sagt Hudr. 

Neue Ideen und Entwicklungen

Nachhaltigkeitsmanagement ist ein Verbesserungsprozess, der sich kontinuierlich mit immer neuen Ideen und Entwicklungen voranbewegt. „Bei Unternehmensstrategien ist es immer notwendig, sich und das eigene Handeln zu hinterfragen“, sagt Hudr. Handeln ist dabei ein gutes Stichwort. „Wir haben uns unseren gesamten CO2-Fußabdruck als Unternehmen angeschaut. Von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion, die Logistik und Auslieferung bis hin zur Lebensphase des Produkts und dessen finaler Entsorgung hin“, sagt Böttcher. Manches lasse sich einfach ermitteln, anderes bedürfe komplexer Berechnungen. „Was wir selbst etwa an Strom, Öl oder Gas verbrauchen, können wir ganz leicht nachhalten. Komplizierter wird es dann etwa bei der Raffinerie, von der das Öl für den Kunststoff unserer Steckdosen stammt – wie nachhaltig wird dort gearbeitet? Dazu gibt es zwar Daten, aber es ist schwieriger“, sagt Böttcher. 

Eigene Klimastrategie

Auch die Lebensphasen der Produkte sind unterschiedlich zu bewerten. „Eine Steckdose verbraucht an sich keinen Strom. Anders als etwa ein Server oder ein Display für den Smart-Home-Bereich, den wir seit 1990 bedienen“, sagt Böttcher. Weil Gira mehrere Tausend Produkte im Angebot habe, die man nicht alle einzeln bewerten könne, sei man auf Beispielprodukte ausgewichen. „Am Ende gab es eine Bilanz – eine sehr umfangreiche und weitreichende Bilanz. Nicht viele Unternehmen haben eine solche Bilanzierung vorgenommen“, sagt Böttcher. Dabei gehe es dann nicht darum, festzuhalten, dass man bis zu diesem oder jenem Jahr klimaneutral werden wolle – wo ohnehin wieder die Frage bestehe, inwieweit das eigentlich tatsächlich möglich sei. „Wir wollen so handeln, dass wir als Unternehmen möglichst unterhalb des Ziels des Pariser Klimaabkommens bleiben, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, sagt Böttcher. Das habe man noch nicht ganz geschafft – denn, wie erwähnt, ist Nachhaltigkeitsmanagement eine Strategie, die als fortlaufender Prozess eine Annäherung an ein definiertes Ziel darstellt. „Aktuell liegen wir bei 1,8 Grad. Unsere mechanischen Produkte haben in der Nutzungsphase zum Großteil keinen Impact. Bei diesen können wir uns vor allem im Bereich der Haltbarkeit und bei der Materialauswahl weiter verbessern“, sagt Böttcher. Außerdem gehe es um eine grundsätzliche Verringerung der Energieverbräuche im Unternehmen selbst. Wie das Beispiel Gira zeigt – auch große Unternehmen im Mittelstand können sehr viel erreichen, wenn sie sich einmal auf den Weg machen und die Erreichung konkreter Nachhaltigkeitsziele zum Bestandteil ihrer Strategie machen.

Kontakt

Gira
Giersiepen GmbH & Co. KG
Dahlienstraße 12
42477 Radevormwald
Tel. 02195 6020
www.gira.de

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