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Unternehmen am Niederrhein NIAG stellt schrittweise auf E-Busse um, so die Vorstände Christian Kleinenhammann und Peter Giesen

Die Verkehrsgesellschaft mit Sitz in Moers will die Mobilitätswende mitgestalten. Sie versteht den öffentlichen Personennahverkehr als Daseinsvorsorge, die entsprechend zu finanzieren ist. Warum die Niag auf Innovation setzt.

Foto: pogo

Die 2020er-Jahre sind für die Niag das Jahrzehnt der Mobilitätswende. Die Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft, wie sie mit vollständigem Namen heißt, will bis 2025 bis zu 50 Elektrobusse in Betrieb nehmen. Dann will sie bis 2035 schrittweise den kompletten Fuhrpark auf Busse mit diesem alternativen Antrieb umstellen, wie die beiden Niag-Vorstände Christian Kleinenhammann und Peter Giesen berichten. Sie setzen auf Innovation, um den elektrischen Antrieb nachhaltiger zu machen.

KAUF VON 50 ELEKTROBUSSEN IN DER ERSTEN CHARGE „Im Jahr 2023 beginnt die Umstellung auf Elektrobusse", sagt Christian Kleinenhammann. In der ersten Charge beschafft die Niag bis 2025 etwa 50 bis 55 Elektrobusse. ,,Damit startet ein Pilotprojekt, um Erfahrungen mit den neuen Fahrzeugen zu sammeln, die bei der weiteren Umstellung auf Elektrobusse einfließen sollen. Die Ausschreibung läuft europaweit. Die neuen Busse werden ein Plus an Ausstattung und Komfort für unser Fahrgäste sowie für die Fahrer bringen. Die Niag hat zusammen mit ihrem Klever Tochterunternehmen Look GmbH mehr als 230 eigene Busse für den Linienverkehr im Einsatz. Mit denen der Partnerunternehmen sind es fast 400 Fahrzeuge. Mit dem Kreis Wesel ist vereinbart, bis 2030 auf Elektrobusse umzustellen, mit dem Kreis Kleve bis 2035."

KOSTEN DER UMSTELLUNG ,,Ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb ist deutlich teurer als eines mit konventionellem", berichtet Peter Giesen. „Ein Bus mit Dieselmotor kostet zwischen 200.000 und 250.000 Euro, einer mit Elektromotor und Batterie bis zu 600.000 Euro. Bei den ersten 30 Bussen werden 80 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zu einem Dieselbus vom Bund im Rahmen der Mobilitätswende getragen. Den Rest der Mehrkosten hat die Niag zu tragen. Zudem ist in die elektrische Infrastruktur zu investieren, zum Beispiel den Bau der Ladestationen."

ENERGIEGEWINNUNG ,,Positiv für die CO2-Bilanz sind Fahrzeuge erst, wenn die Energie für das Aufladen grüner Strom ist", erläutert Peter Giesen. ,,Die Niag wird sich mit ihren Partnern, den regionalen Energieunternehmen, zusammensetzen, um zu sehen, wie die Infrastruktur für den Strom auszubauen ist. Der Anteil von grünem Strom soll möglichst hoch liegen."

LEBENSZYKLUS ,,Nach zwölf bis 13 Jahren tauscht die Niag ihre Busse in der Regel aus", sagt Christan Kleinenhammann. „Je nach Einsatz haben sie dann um die 800.000 Kilometer zurückgelegt. Voraussichtlich haben Elektrobus se den gleichen Lebenszyklus. Nach sechs oder sieben Jahren ist eine neue Batterie einzubauen, weil die alte dann nicht mehr leistungsstark genug ist. Eine neue Batterie kostet viel Geld. Dafür entfallen andere Kosten, zum Beispiel um die Dieselmotoren oder die Getriebe instand zu setzen. Über den gesamten Lebenszyklus gesehen dürften Diesel und Elektrofahrzeuge etwa die gleichen Instandhaltungskosten haben", so Kleinenhamman.

BATTERIERECYCLING ,,Wir erwarten, dass in Zukunft das Batterierecycling deutlich zunehmen wird", berichtet Peter Giesen. ,,Mehrere Unternehmen forschen bereits daran. Es wäre im Sinne unserer Umwelt schön, wenn es ein rundum umweltfreundliches Batterierecycling gäbe. Außerdem wird daran gearbeitet, alte und für den Einsatz in Fahrzeugen nicht mehr verwendbare Batterien als Speicher einzusetzen, zum Beispiel in Gebäuden, um Strom aus Photovoltaikanlagen zu speichern.“

WASSERSTOFFOPTION ,,Wasserstoffantrieb und Elektroantrieb sind von der Technologie eng verwandt", erklärt Christian Kleinenhammann. ,,Welche Technologie sich durchsetzen wird, ist offen. Vielleicht laufen beide Technologien auch parallel weiter, weil sie für die jeweilige Anwendung auf der Kurz- oder Langstrecke Vorteile haben. Die Niag setzt bei ihrer Flotte zunächst auf den Elektroantrieb, hält sich aber die Option für Wasserstoff ganz klar offen."

MULTIMODALE MOBILITÄTSPUNKTE „Zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV wird es auch notwendig, die Anzahl der Mobilitätspunkte, an denen zusätzliche Serviceleistungen und eine angenehme Aufenthaltsqualität angeboten werden, zu erhöhen“, sagt Peter Giesen. ,,An diese Punkte können Personen zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto, dem Bus oder dem Zug ankommen, um auf die jeweils anderen Verkehrsmittel umzusteigen. Gleichzeitig können sie neue, flexible Mobilitätsangebote nutzen, wie Car-Sharing, Bike-Sharing oder Transport-on-Demand sowie gegebenenfalls auch weitere Serviceleistungen."

FOLGEREGELUNG FÜR DAS NEUN-EUROTICKET ,,Das Neun-Euro-Ticket ist ein Erfolg", stellt Christian Kleinenhammann fest. ,,Allein im Juni wurde die Sonderfahrkarte bundesweit 21 Millionen Mal verkauft. Zusammen mit rund zehn Millionen ÖPNV-Abonnenten, die das Ticket automatisch erhalten haben, steigt die Zahl der monatlichen Nutzerinnen und Nutzer rechnerisch so auf mehr als 30 Millionen Menschen. Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel hängt auch vom Preis ab. Dazu kommt die einfache Handhabung des Tarifs, wie das Modellprojekt gezeigt hat. Niemand muss mehr über Waben und Tarifgebiete die Preisstufe ermitteln. Eine Nachfolgeregelung ist deshalb wünschenswert."

MEHR FAHRZEUGE UND MEHR PERSONAL ,,Wenn das Angebot des ÖPNV wächst, sind auch mehr Fahrzeuge und mehr Personal notwendig", betont Kleinenhammann. Schon jetzt fehle Personal, der Fachkräftemangel schlage sich auch im ÖPNV nieder. ,,Die Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen werden. Die Niag ist hier aktiv, bildet direkt und auch über das Niag-Bildungszentrum schon seit Jahren Busfahrer und Lokführer aus."

LANGFRISTIGE FINANZIERUNG „Der öffentliche Personennahverkehr gehört faktisch zur öffentlichen Daseinsvorsorge, wie zum Beispiel das Gesundheitswesen", so Giesen. ,,Daher wird es neben der Nutzerfinanzierung auch immer eine öffentliche Förderung geben müssen. Diese wird steigen müssen, um die Klimaschutzziele zu erreichen."

INFO

Die Niag ist ein Verkehrs- und Mobilitätsdienstleister. Mit ihren Partnerunternehmen setzt sie rund 400 Busse ein, um 36,5 Millionen Fahrgäste (Vor-Corona-Wert) im Jahr zu befördern. Das Busliniennetz liegt in den Kreisen Kleve und Wesel. Es ist rund 2200 Kilometer lang.

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