ANZEIGE

Unternehmen am Niederrhein Arbeitswelt im Kreis Kleve ist im Wandel

Die Agentur für Arbeit sieht tiefgreifende Veränderungen: Viele Arbeitsbereiche werden digitalisiert. Während die Menschen in der Region immer älter werden, gibt es gleichzeitig immer weniger Erwerbstätige.

Im Kreis Kleve ist der Handel der mit Abstand größte Tätigkeitsbereich. Hier können allerdings auch die meisten Abläufe durch Maschinen ersetzt werden, etwa durch maschinelle Bezahlsysteme. Foto: dpa

Von Marc Cattelaens

Die Agentur für Arbeit in Wesel sieht den Arbeitsmarkt tiefgreifenden im Kreis Kleve in einem Wandel. ,,Wir beobachten seit geraumer Zeit eine deutliche Veränderung", sagt Chefin Barbara Ossyra. Die Hauptmerkmale: Die Digitalisierung der verschiedenen Arbeitsbereiche greife immer weiter um sich, dadurch würden zwar einige Tätigkeiten überflüssig, aber es böten sich auch neue Chancen, so Ossyra. Eindeutig ein Problem sei aber folgendes Phänomen: Die Menschen, auch im Kreis Kleve, werden immer älter, gleichzeitig gibt es aber immer weniger Erwerbstätige. 

Der Mangel an Fachkräften könne durch neue Technologien zunehmend aufgefangen werden, so die Arbeitsagentur. Einige Beispiele: Automatisierte Datenanalysen ermöglichen vollständig autonome Entscheidungen von Maschinen und Systemen. So können Maschinen Texte nahezu in Echtzeit übersetzen. Werte können ohne eine dritte Instanz durch die Blockchain-Technologie transferiert werden. Hier blickt die Agentur vor allem auf die Finanz-, Versicherungs- und Energiewirtschaft sowie auf die Transportlogistikbranche. Das 3D-Druckverfahren ermöglicht die Herstellung dreidimensionaler Objekte. Durch die virtuelle Realität und Simulation von Produkten, Prozessen und Serviceleistungen können sogenannte digitale Zwillinge erstellt werden.

Für diese Technologien werden Spezialisten gebraucht, die diese auch bedienen können. Auf der anderen Seite werden bestimmte Tätigkeiten in anderen Bereichen auch überflüssig. Die Agentur spricht hier vom Substituierbarkeitspotenzial, das angibt, inwiefern Berufe beziehungsweise berufliche Tätigkeiten gegenwärtig durch den Einsatz von Computern oder computergesteuerten Maschinen ersetzt werden könnten. Der Anteil der Beschäftigten in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial liege im Kreis Kleve derzeit bei 35,9 Prozent.

Eine weitere Besonderheit im Kreis Kleve: Hier ist der Handel besonders stark ausgeprägt. Der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter im Kreis Kleve beträgt 17,9 Prozent - mit Abstand der größte Anteil aller Branchen. Hier sieht die Agentur für Arbeit ein zunehmend größeres Substituierbarkeitspotenzial; dieses habe sich in den Jahren 2013 bis 2019 von 36 auf 60 Prozent gesteigert. Die meisten Kerntätigkeiten von Verkäufern können automatisiert werden", sagt Ossyra. Dafür sorgten mobile Bezahlsysteme, interaktive Verkaufsassistenten sowie sogenannte Store-Management-Systeme.

Nicht automatisierbar seien hingegen beispielsweise Erzieher. ,,Keine ihrer Tätigkeiten kann durch Maschinen oder Software übernommen werden", betont Ossyra. Ihr Fazit: Je näher eine Tätigkeit ,,am Menschen" stattfindet, desto weniger ist sie substituierbar.

Einen Schub für die Beschäftigungszahlen erwartet die regionale Agentur für Arbeit durch Investitionen in den Klimaschutz im laufenden Jahrzehnt: Deutschlandweit werde sich die Zahl der Erwerbstätigen durch die Umstellung auf Klimaneutralität von 24.000 Beschäftigten im Jahr 2020 auf 359.000 Beschäftigte im Jahr 2030 erhöhen.

Problematisch sei die demografische Entwicklung, die zu Fachkräfte-Engpässen führe. So werde die erwerbsfähige Bevölkerung bis 2050 um sieben Prozent schrumpfen (der Mittelwert in NRW liegt bei neun Prozent). Vor allem im Handel, im verarbeitenden Gewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen gingen in den nächsten zehn Jahren viele Beschäftigte in Rente. Die Agentur für Arbeit appelliert an Arbeitgeber, beständig Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten und an Arbeitnehmer, diese auch anzunehmen. Ossyra sagt: ,,Hauptsächlich dadurch kann der Fachkräfte-Engpass aufgefangen werden."

Mehr zum Thema