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Wirtschaft Von Startups lernen

Die Gründungswoche vom 15. bis 21. November steht unter dem Motto „Gründen heißt Vielfalt". Allein am Niederrhein werden über 80 kostenfreie Veranstaltungen angeboten.

Florian Strater (Be5 Physio) und Lena Bongartz (BARMER) bieten in der Gründungswoche ein sportlich-gesundes Veranstaltungsformat an, bei dem auch die Faszienrolle zum Einsatz kommt. FOTO: BARMER

Prototypen per 3D-Drucker erstellen, Werbespots für Social Media entwickeln oder einen Weg zum eigenen Online-Shop finden - 2021 lockt die Gründungswoche Niederrhein erneut mit einem vielfältigen Programm. Zwischen dem 15. und 21. November warten insgesamt rund 80 durchgehend kostenfreie Veranstaltungen auf Gründungsinteressierte, Gründerinnen und Gründer sowie Startups aus der Region. ,,Es freut mich besonders, dass so viele Parteien zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen und so dieses vielfältige Programm erst ermöglichen. Gemeinsam erreicht man schließlich immer mehr, als für jeden einzeln denkbar wäre", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, der erneut die Schirmherrschaft der Woche übernommen hat. 

Die diesjährige Gründungswoche steht unter dem Motto ,,Gründen ist Vielfalt“. „Das bedeutet, dass wir möglichst viele Formen des Gründens abdecken wollen“, betont Jan Schnettler, Startup Community Manager bei der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH. ,,Wir machen schließlich keine Startup-Woche nur für ,,High Potentials" mit Tech-Background, sondern eine Gründungswoche für alle, die sich eine Selbstständigkeit vorstellen können." Und das umfasst so unterschiedliche Themen wie Female Entrepreneurship, also die Besonderheiten des Gründens von und für Frauen, ebenso wie Unternehmensnachfolge oder das Gründen aus der Arbeitslosigkeit heraus. Nachhaltigkeit wird im Veranstaltungsprogramm ebenso betont wie Onlinemarketing und wenn gezeigt wird, wie man das oft Bildschirm-lastige Startup-Leben mit Bewegung und Brainfood in Verbindung bringt, kommen sogar Faszienrollen zum Einsatz - es wird also erstmals sportlich in der Gründungswoche.

Das Angebot ist vielfältig und reicht von der täglichen Gründersprechstunde des Beraterstudios über Workshops zu Steuerthemen oder Social Network Mareting hin zum richtigen Weg der Finanzierung. Einige Veranstaltungen finden online statt, andere wiederum in Präsenzformaten. Die Anmeldungen laufen immer über die Einzelveranstalter, Informationen dazu finden Interessierte im Programm. „Das absolute Highlight für mich ist der erstmalige Zusammenschluss aller regionaler Gründungsstammtische - und das vor allem in Präsenz, in der Viersener ,,Rockschicht", verrät Jan Schnettler. ,,Stark finde ich aber auch die Veranstaltungsangebote, während einer echten Aufzugfahrt den perfekten Ideen-Pitch zu üben oder in nur zwei Stunden die erste App aufzusetzen, ganz ohne technisches Know-how."

Besonders spannend wird es, wenn Startups selbst aus der Praxis berichten. Hierzu gibt es im Rahmen der Gründungswoche mehrfach Gelegenheit. „Es ist schier unglaublich zu sehen, wie so viele regionale Akteure Zeit, Engagement und Kraft investieren, um dieses geballte Angebot für die Szene auf die Beine zu stellen“, sagt Jan Schnettler, der die Gründungswochen-Aktivitäten koordiniert. Die Veranstalter hoffen, dass möglichst viele Gründungsinteressierte, Gründende und Startups aus der Region und darüber hinaus zur Gründungswoche anreisen - ob nun digital, hybrid, oder auch wieder in Präsenz. 3G- oder sogar 2G-Regelungen sollen dabei das Mittel der Wahl darstellen.

Das Thema Startup-Förderung am Niederrhein wächst langsam aber sicher aus den Kinderschuhen heraus. Das zeigen erfolgreiche Startups wie Renovido, die es über eine Crowdfunding-Kampagne auch Privatpersonen, Unternehmen und Business Angels ermöglicht, in das junge Unternehmen zu investieren und am Erfolg seines Küchen-Abos zu partizipieren. Ein weiteres Beispiel für die lebendige Gründerszene in Mönchengladbach ist das Startup EEDEN, das ebenfalls Investoren sucht. Seit Ende 2019 werden Steffen Gerlach und Reiner Mantsch im Rahmen des ersten ,,Startup.Starterkit.MG" unterstützt. Ihr chemisches Recyclingverfahren, mittels dessen Hilfe Textilabfälle zu nachhaltigen Zellulosefasern verarbeitet werden sollen, hat in den vergangenen zwölf Monaten entscheidende Fortschritte gemacht-sogar das erste eigene Fasermaterial ist bereits hergestellt. ,,Nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung wird es bis 2050 eine jährliche Angebotslücke von vielen Millionen Tonnen baumwollähnlicher Fasern weltweit geben", sagt Reiner Mantsch, der an der Hochschule Niederrhein Textil- und Bekleidungstechnik studiert. Mehr als 25 Millionen Tonnen Baumwolle könnten aber gar nicht hergestellt werden, ohne dem Planeten infolge ausgeweiteter Flächenbedarfe weitere ökologische Schäden zuzufügen. Mit ihrem chemisch basierten Verfahren wollen es EEDEN hingegen ermöglichen, dass Textilien eins zu eins ohne Qualitätsverlust recycelt werden können. ,,Bisher werden aus alten T-Shirts überwiegend Downcycling-Produkte wie Putzlappen oder Malervliese", sagt Betriebswirtschaftler Gerlach. „Das so genannte Closed-Loop-Recycling im geschlossenen Kreislauf hingegen liegt in der Textilindustrie aktuell bei nur einem Prozent."

Inzwischen ist das Startup auf sieben Personen angewachsen, in Kürze soll das Laborverfahren finalisiert werden. Einen Bedarf in einstelliger Millionenhöhe sehen Gerlach und Mantsch, die sich auch um mehrere Fördertöpfe von Land, Bund und EU bewerben, um das junge Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben. Einen Verbleib in Mönchengladbach können sie sich auch nach Abschluss der Förderung sehr gut vorstellen.

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