WIRTSCHAFT - Krefeld und der Kreis Viersen im Fokus Was wird aus der Firma?

Wie gehen kleine und mittlere Unternehmen im Kreis Viersen das Thema Nachfolge an? Eine gemeinsame Studie von WFG Kreis Viersen, Hochschule Niederrhein, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft und der Kreishandwerkerschaft liefert jetzt wichtige Daten zur Unternehmensnachfolge.

Für Unternehmen ist es wichtig, die Nachfolge frühzeitig zu regeln. FOTO: GPOINTSTUDIO-FREEPIK.COM

Die Unternehmensnachfolge  ist im Mittelstand eines der wichtigsten Themen. Ein Grund hierfür ist der demografische Wandel: Der Anteil älterer Inhaber von kleinen und mittleren Betrieben wächst stetig, sodass immer mehr Unternehmen zur Geschäftsübergabe bereitstehen.

Rund 14.000 Unternehmen gibt es im Kreis Viersen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die tragende Säule der Wirtschaft. Doch gerade in Familienbetrieben gestaltet sich die Unternehmensnachfolge schwierig. Dabei sichert eine erfolgreiche Nachfolgeregelung nicht nur den Bestand der Unternehmen, sondern auch die Arbeitsplätze. Die Branchen, die in NRW von Nachfolgen am meisten betroffen sind, sind unternehmensbezogenen Dienstleistungen, gefolgt vom produzierenden Gewerbe und dem Handel.

In einer Studie ging die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Kreis Viersen der Frage nach, wie sie Unternehmen gezielter bei der Lösung der Nachfolgeproblematik unterstützen kann. Partner der WFG bei dieser Initiative sind die Hochschule Niederrhein, der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) sowie die Kreishandwerkerschaft. „Wir wollten mit dieser Studie die Rahmenbedingungen hinterfragen und die Unterstützungsmöglichkeiten ausloten“, sagt Mathias Brockmann, für die Nachfolgeberatung zuständiger Projektleiter bei der WFG. Ziel: die Existenzsicherung der Unternehmen.

451 Unternehmen wurden kontaktiert, 37 beteiligten sich an der Studie und wurden von Masterstudenten der Hochschule Niederrhein unter Leitung von Dr. Alexander Cisik, Professor für Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie, befragt: Wie gehen Unternehmen mit der Nachfolge um, suchen sie nur in der Familie nach Nachfolgern, können Mitarbeiter auf eine Firmenübernahme vorbereitet werden?

Die Antworten auf diese Fragen sollen Aufschluss darüber geben, wie Unternehmen sich auf diesen schwierigen Prozess vorbereiten und wie die KMU für die Nachfolgeproblematik sensibilisiert werden können. Denn derzeit haben 67 Prozent aller Unternehmen im Mittelstand keinen Nachfolger aus der Familie, mehr als 50 Prozent der Inhaber sind über 55 Jahre alt. „Viele Unternehmer beschäftigen sich zu spät und zu emotional mit dem Thema“, ist Mathias Brockmann überzeugt.

Bei den meisten Teilnehmern der Studie handelt es sich um Kleinunternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern. Die Befragten waren zumeist männlich und im Schnitt 52 Jahre alt. Es handelte sich in der Regel um Geschäftsführer, die etwa seit 17 Jahren ihre Position innehaben. 80 Prozent der Befragten haben sich bereits Gedanken über eine Unternehmensnachfolge gemacht, bei den übrigen steht mehrheitlich noch keine Nachfolge an. Knapp die Hälfte plant eine Übergabe innerhalb der Familie, ein Drittel will das Unternehmen in externe Hände geben. „Als wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge wird das Engagement des Nachfolgers gesehen, gefolgt von der Integrität aller Beteiligten. Als besonders problematisch wird empfunden, dass es an geeigneten Nachfolgern fehle und Inhaber nicht loslassen könnten“, lautet das Fazit von Dr. Alexander Cisik.

„Die Studie hat unsere Vermutungen bestätigt“, sagt Projektleiter Mathias Brockmann. „Auf dieser Grundlage können wir Unternehmen nun noch gezielter beraten, wie wichtig eine vorausschauende Nachfolgeplanung ist, um einen fließenden Übergang gestalten und die Zukunft des Unternehmens sichern zu können.“ ANGELIKA FIEDLER

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